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Neues Leben für alte Häuser – Wohnprojekte am Chemnitzer Brühl

05.05.2021

Zuhause am Brühl

 

Nachdem zuletzt der Häuserkomplex Sebastian-Bach-Straße auf dem Sonnenberg vorgestellt wurde, geht es nun auf den Chemnitzer Brühl, wo die „Brühlpioniere“ 2013 ein neues Zuhause fanden bzw. sich ein neues Zuhause schufen. Damit waren sie – zusammen mit dem Wohnprojekt Kompott – wahre Pioniere in Chemnitz, was das gemeinschaftliche Wohnen betrifft.

Der Brühl – ein gutes Pflaster für Wohnprojekte

Im November 2012 gründeten elf Chemnitzerinnen  und Chemnitzer die „Brühlpioniere eG.“ mit dem Ziel, ein Gebäude für das gemeinschaftliche Wohnen zu finden, zu sanieren und zu beziehen. Die „Brühlpioniere“ erwarben im Juli 2013 zwei Gebäude aus dem Bestand der GGG und begannen mit der Sanierung der Häuser.
Im Brühl 61 wurden zuerst zehn Wohnungen zwischen 55 und 160 Quadratmeter fertiggestellt und von den Genossenschaftsmitgliedern bezogen. Das Haus war eines der wenigen Gründerzeithäuser, in denen Dielen und Türen noch original erhalten waren. Heizungen, Bäder, Fenster, die energetische Sanierung sowie der Umbau von Wohnungsstrukturen – zum Beispiel die Nutzung des Dachgeschosses als Wohnraum oder die Integration von Innentreppen in Wohnungen über zwei Etagen – waren die größten Baustellen, während die Pioniere große Teile der notwendigen Entkernung sowie des individuellen Innenausbaus selbst übernahmen.

Für die Finanzierung des Auftaktprojekts – immerhin etwa 800.000 Euro – zahlte jedes Mitglied Anteile im vier- bis unteren fünfstelligen Bereich in die Genossenschaft ein. Die so aufgewandte Gesamtsumme konnte als Eigenanteil für einen Baukredit eingesetzt werden. Eine Städtebau-Förderung (EFRE) begünstigte das Vorhaben ebenfalls. Ähnliche Finanzierungswege wurden auch für das 2013 mit erworbene Nachbarobjekt Brühl 63 sowie das 2017 hinzugekommene Haus in der Karl-Liebknecht-Straße 53 gefunden. Aktuell zählt die Genossenschaft knapp 30 Mitglieder, in den drei Häusern der Brühlpioniere wohnen fast 50 Menschen, darunter 15 Kinder. Zwei Gewerbeeinheiten tragen zur Brühl-Belebung bei.

Das Genossenschaftsmodell ist eine der Möglichkeiten der Organisation und Finanzierung von kooperativen Wohnformen. Stabile und niedrige Mieten, Nachbarn, die ähnlich denken, und die Altersvorsorge sind nur einige Vorteile dieses Wohnmodells.

Brühlpioniere – und wie weiter?

Seit den Anfangstagen der Brühlpioniere verbreitete sich die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens auch in Chemnitz weiter. Seit etwa 2017 wurde die Agentur StadtWohnen Chemnitz verstärkt nach Möglichkeiten und Häusern für Wohnprojekte angefragt.

    Um das gewachsene Interesse in Chemnitz zu diesem Thema aufzugreifen und den Interessenten kompetente Beratung zum Thema Finanzierung und Organisationsform zu bieten, rief die Stadt Chemnitz im April 2018 das Projekt „Kooperative Wohnformen Chemnitz“ – kurz KWC – ins Leben.

    Das KWC Team berät Interessierte zu allen Fragen rund um Wohnprojekte: Organisationsformen, Baufragen und Gruppenbildung. KWC arbeitet dabei eng mit der „Agentur StadtWohnen Chemnitz“ zusammen. 2018 und 2019 fanden gemeinsame Veranstaltungen statt und erste Erfolge sind mittlerweile zu verzeichnen.

    Michael Stellmacher vom Team „Kooperative Wohnformen Chemnitz“ (KWC) berichtet im nächsten Beitrag von einem dieser erfolgreichen Beispiele. Hier baut eine Gruppe von Freunden in Zusammenarbeit mit der GGG auf dem Brühl ein „Projekthaus“ aus.

     

     

     


    Zeit zum Austausch - wie belebt man lange leerstehende und unsanierte Häuser?

    13.04.2021

    In einer Vielzahl europäischer Städte finden sich Straßenzüge oder ganze Stadtteile, die stark vom Leerstand betroffen sind. Die Gebäude sind häufig bedeutsam für die Geschichte und Identität der Stadt, prägen das Viertel und sind es Wert, erhalten und wiederbelebt zu werden. 

    Doch wie sollen die Städte an das Leerstandsproblem herangehen? Wie kann man zum Beispiel komplizierte Eigentümerstrukturen lösen? Wie können Eigentümer unterstützt werden? Wie kann man Investoren für die Gebäude finden?

    Nach zwei Jahren intensivem Austausch im Transfernetzwerk ALT/BAU werden die ALT/BAU Städte über Grundlagen, Methoden und Erfolge in der Reaktivierung leerstehender Gebäude in einem virtuellen Webinar berichten. 

    Die sieben europäischen Partnerstädte Chemnitz, Constanta, Rybnik, Seraing, Vilafranca del Penedes, Turin und Riga wollen ihre Ergebnisse mit interessierten Städten teilen. Sie berichten darüber, welcher Ansatz geeignet ist, um ein Altbaumanagement zu schaffen, das sich um die Reaktivierung leerstehender Gebäude kümmert. Das Netzwerk hat ebenfalls ein Guidebook erarbeitet und eine Sammlung guter Praxisbeispiele erstellt. Diese Dokumente stellen praxiserprobte Methoden plastisch dar.  

    In dem Webinar, das am 19.04.2021 um 09.00 Uhr startet, werden folgende Themen vorgestellt:

    -    Datenerfassung und Monitoring leerstehender Gebäude in der Stadt. Möglichkeiten des Geoinformationssystems (GIS), partizipative Onlinekartierung, Begehungen
    -    Aktivierung und Unterstützung von Eigentümern 
    -    Aktivierung und Unterstützung von Interessenten und Investoren
    -    Kontaktaufnahme zu privaten Akteuren und zu Akteuren in den Verwaltungen
    -    Der Ansatz des ALT/BAU Netzwerkes und seine Bedeutung bei der Wiederbelebung urbaner Gebiete in der post-COVID Zeit. 

     

    Die vollständige Agenda steht hierzum Download bereit. 

    Unter diesem Anmeldelink können Sie sich für die Veranstaltung auf Airmeet, 19.04.2021, 09.00 Uhr registrieren. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. 

     


    Die Agentur StadtWohnen Chemnitz auf dem Prüfstand

    21.01.2021

     

    Die Ausgangssituation

    Aufgrund der Teilnahme am europäischen Austauschprogramm URBACT wurde mit Beginn der Arbeit im Transfernetzwerk ALT/BAU eine lokale Arbeitsgruppe in Chemnitz gegründet. Diese Arbeitsgruppe setzte sich unter anderem das Ziel, die bisherige Arbeit der Agentur StadtWohnen Chemnitz zu bewerten und Möglichkeiten der Verbesserungen herauszuarbeiten. Ein wichtiger Schritt dafür war die Evaluation der Agentur durch einen externen Experten. Professor Jan Schaaf von der Hochschule Mittweida gab in seiner Evaluation auch einen Ausblick über mögliche zukünftige Arbeitsfelder der Agentur.

     

    Die Evaluation der Agentur StadtWohnen Chemnitz

    Die Evaluation erfolgte in drei Schritten: Zunächst wurde im Rahmen einer Dokumentenanalyse die Entwicklung der Agentur reflektiert. Durch Auswertung verschiedener Ergebnislisten der Agentur, Veröffentlichungen, Endberichte uvm., konnten Erfolgsfaktoren sowie gescheiterte Ansätze identifiziert werden. Zum anderen war es möglich, Arbeitsprozesse und Instrumente der Agenturarbeit zu bewerten. Mit dem Wechsel des Projektträgers 2012 wurden die Projektaktivitäten neu ausgerichtet. Seit 2013 wuchs der Pool der von der Agentur betreuten Objekte sowie die Zahl der renovierten und verkauften Gebäude stetig.

    In einem zweiten Schritt erfolgte im Zeitraum von Oktober bis November 2019 eine schriftliche Befragung von Gebäudeeigentümern, die durch die Agentur begleitet wurden. Insgesamt wurden 108 Eigentümern aus vier Ländern in Briefform sowie digital angeschrieben und um die Beantwortung von Fragen zur Bewertung der Agentur, spezifischen Fragen zu Fördermitteln und um die Einschätzung der aktuellen Wohnungsmarktsituation in Chemnitz gebeten.
    Durch die Auswertung der Fragebögen konnten weitere Stärken und Defizite der Agentur identifiziert und ein besseres Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse der Eigentümer herausgearbeitet werden. Mehrheitlich wurde die Zusammenarbeit mit der Agentur durch die Hausbesitzer als sehr positiv bewertet.

    Im dritten Schritt wurden neun Interviews mit Vertretern von Eigentümern, ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern der Stadtverwaltung Chemnitz sowie der WGS, als Trägerin der Agentur durchgeführt. In den Gesprächen wurden die Arbeitsweise, die Zusammenarbeit sowie Hindernisse und Innovationen der Agentur StadtWohnen Chemnitz thematisiert.

     

    Die Ergebnisse der Evaluation

    Im Ergebnis der gesamten Evaluation konnten Erfolgsfaktoren sowie die Verbesserungsmöglichkeiten der Agentur herausgearbeitet werden. Einer der wichtigsten Faktoren, der maßgeblich zum Erfolgbeitrug, war die Institutionalisierung sowie die inhaltliche Weiterentwicklung der Agentur seit 2013. Zu Letzterem zählen unter anderem das flexible Aufgabenfeld, die Ausweitung des Beobachtungsgebietes sowie die Teamlösung innerhalb der WGS.
    Auch der Erfahrungsaustausch mit vergleichbaren Institutionen und Initiativen anderer Städte waren ebenfalls Erfolgsfaktoren. Als äußerer Umstand beeinflusste die Immobilien- bzw. Wohnungsmarktentwicklung der letzten Jahre die Tätigkeit der Agentur positiv. Die Auswertung zeigte auch, dass das Wissen um die Agentur und ihre Aufgaben geschärft werden sollte.

     

    Wie geht es weiter?

    Auf Grundlage der Evaluation entwickelt die lokale Aktionsgruppe mögliche, unterschiedliche Szenarien zur Tätigkeit der Agentur. Anhand dieser zunächst hypothetischen Szenarien wird herausgearbeitet, welche Tätigkeitsfelder die Agentur StadtWohnen Chemnitz zukünftig bearbeiten und in welchen Bereichen sie verstärkt tätig werden sollte. Die Szenarien decken ein weites Spektrum ab. Die Arbeitsfelder reichen beispielsweise von "weiter wie bisher" bis zu "die Agentur kümmert sich um sämtliche leerstehende Gebäude in Chemnitz". Die lokale Arbeitsgruppe stimmt sich zukünftig weiter über die möglichen Entwicklungslinien der Agentur ab. Zum Ergebnis dazu wird an dieser Stelle berichtet werden. 

     


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